Gelassenheit trainieren: Tipps für mehr Ausgeglichenheit im Alltag

Gelassenheit trainieren

Willkommen auf der Palme, ganz, ganz oben! An manchen Tagen reicht’s schon, wenn der Stapel mit Unerledigtem vom Schreibtisch auf den Boden rutscht oder der zweijährige Sohn sich weigert, die Gummistiefel richtig herum anzuziehen. „Bin ich denn hier im Irrenhaus?!“ Nein, sind Sie nicht. Willkommen im Leben! Sicher sind Ihnen diese Worte auch schon des Öfteren durch den Kopf gegangen: auf der Arbeit, wenn Kollegen mal wieder durch mangelnde Absprachen wichtige Projekte zum Stillstand bringen oder zuhause, wenn Ihre Kinder die geniale Idee hatten, die Schlafzimmerwand mit Wachsmalstiften zu verschönern. Gerade in diesen Situationen ist es sehr schwer, nicht aus der Haut zu fahren und stattdessen souverän und gelassen zu reagieren. Das erfordert eine Menge Kraft. Und trotzdem: Mit Training können Sie nicht nur etwas gegen drohendes Übergewicht, Arterienverkalkung und Kurzatmigkeit tun, sondern auch etwas für mehr Gelassenheit. 

Gelassenheit gewinnt

Wir befinden uns gerade in einer Zeit, in der der normale Alltag – wie wir ihn gekannt haben – so nicht mehr so existiert. Was noch vor zwei Jahren selbstverständlich war – sei es ein Essen mit Freunden im Lieblingslokal, ein spontaner Last-Minute-Städteflug übers Wochenende oder auch der ganz normale Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit – sieht jetzt ganz anders aus. Seit Corona erleben wir ein großes Ausmaß an Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit. Und dazu macht der ganz normale Alltagsstress leider auch keine Ferien. Wie gehen Sie damit um? Augen zu und durch? Oder versuchen Sie, diese fordernden Zeiten als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung zu nutzen? Es sind nicht nur Schicksalsschläge, die Menschen zermürben, sondern Alltagswidrigkeiten, die US Psychologen „Daily hassles“ nennen. Diese können uns so aufreiben, dass die emotionale Temperatur steigt. Das Resultat: Wir schaffen es immer seltener, Dinge geschehen zu lassen, die wir nicht beeinflussen können. 

Wie lässig wäre es, sich nicht so viel Druck zu machen – sich selbst und anderen? Das Leben wäre so viel leichter. Also, worauf warten Sie noch? Gelassenheit kann man lernen. Sie lässt sich trainieren wie ein Muskel!

So trainieren Sie Gelassenheit

Gelassenheit ist eine Form der psychischen Widerstandsfähigkeit, um alltägliche Stresssituationen so bewältigen zu können, dass die Psyche nicht leidet. Keine Frage, diese Krisenzeiten gehen an die Substanz. In diesen Situationen handlungsfähig und vor allem seelisch gesund zu bleiben, fordert uns alle gleichermaßen. Keine Sorge: Jetzt folgt kein Exkurs darüber, wie Sie Ihre innere Mitte finden, indem Sie Ihre Ohrläppchen reiben und dazu „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ singen. Im Gegenteil: In unseren Augen gehört es dazu, auch mal Dampf abzulassen. Kommen Sie nicht auf die Idee, alle negativen Emotionen zu unterdrücken. Das ist keine gute Idee. Doch genauso ist es nicht förderlich, bei jeder Kleinigkeit an die Decke zu gehen oder die Ohren auf Durchzug zu stellen. Die folgenden Übungen helfen Ihnen dabei, Gelassenheit zu trainieren:

 

  1. Prüfen Sie Ihre Wahrnehmung

Erkennen Sie die Anzeichen von Stress, Ärger und Angst und stellen sich folgende Fragen: Was genau ist passiert? Ist es wirklich so schlimm? Was kann ich jetzt aktiv tun? Was sind wirkliche Folgen und was nur eingebildete?

 

  1. Entspannen Sie Ihren Körper

Das klingt im ersten Moment seltsam, da Gelassenheit mit der inneren Haltung zu tun hat. Aber: Wer körperlich angespannt ist, dem fällt es wesentlich schwerer, innerlich entspannt zu sein. Deshalb ist es eine gute Idee, zuerst die äußere Anspannung loszuwerden. Zum Beispiel mit progressiver Muskelentspannung nach Jacobsen. Eine Ausführliche Anleitung finden Sie hier: https://www.mediclin.de/fileadmin/02_Dokumente_Share_verzeichnis/01_Klinikuebergreifende_Dokumente/Sonstige_Flyer_und_Broschueren/Progressive-Muskelentspannung-nach-Jacobson.pdf

Ein entspannter Körper sorgt für einen entspannten Geist, der es uns wiederum ermöglicht, an unserer inneren Haltung zu arbeiten. Gelassenheit fällt leichter, wenn Sie dem ständigen Stress entkommen und einen Ausgleich zur Daueranspannung suchen. Treiben Sie außerdem Sport, genießen Sie Zeit mit Freunden und gehen Sie Ihren Hobbys nach. Alles, was Ihnen Freude macht und guttut, hilft dabei, Situationen gelassener zu sehen und zu erleben. 

  1. Kontrollieren Sie Ihre Sprache

Katastrophen-Sprecher sind meist Katastrophen-Denker. Sprechen Sie gerne von „Mega-Problemen“, „angsteinflößenden Quartalszahlen“, „schwachsinnigen Ansichten“, „irrsinnigen Entwicklungen“? Dann sollten Sie möglichst schnell an Ihren Formulierungen feilen, weil genau diese Sprachvarianten Gelassenheit verhindern.

  1. Entscheiden Sie sich für Gelassenheit

Egal, welche Dinge stressig erscheinen mögen – die einzige Person, die entscheidet, wie Sie mit Stress umgehen, sind Sie selbst. Vergeuden Sie keine Energie, indem Sie sich über kleine Ärgernisse aufregen. Fragen Sie sich lieber, ob es sich lohnt, verärgert zu sein. Auch wenn jemand Sie gezielt provoziert oder angreift, ist es Ihre Entscheidung, wie Sie reagieren. Sie haben die Wahl, ob Sie gelassen bleiben oder aus der Haut fahren. 

Trotz aller Gelassenheit werden Sie nicht verhindern können, dass das Leben Sie gelegentlich überrollt. Eine Yogi-Weisheit sagt: „Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst lernen, auf ihnen zu reiten.“

Wir wünschen Ihnen einen gelassenen und entspannten Sommer.

Ihre Mutmacher

Dirk Eckart und Walter Stuber