Mut zur Verletzlichkeit

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Mut zur Verletzlichkeit

Wir leben in unsicheren Zeiten und müssen lernen, damit umzugehen. Die Corona-Krise wird uns auch noch die kommenden Wochen beschäftigen. Tagesabläufe verändern sich und es stehen viele Fragen im Raum.

Nicht zu wissen, wie es weitergeht, andere um Hilfe bitten zu müssen oder sich schwach fühlen und darüber reden, ist für viele Menschen unerträglich. Sie beißen sich lieber auf die Zunge als zuzugeben, dass sie Hilfe benötigen. Denn sie haben bereits als kleines Kind gelernt, dass Jammern keine Option sei und man immer weiterzukämpfen habe. Deshalb strampeln sie sich verzweifelt ab, um zu beweisen, dass sie prima zurechtkommen. Sie inszenieren eine perfekte Show, bauen eine Fassade auf, nur um den Schein eines vollkommenen Lebens zu wahren.

Verletzlichkeit ist der Kitt, der Beziehungen zusammenhält

Wir alle sind verletzbare Wesen: körperlich und seelisch. Die US-amerikanische Sozialforscherin Brené Brown hat in jahrelanger Forschungsarbeitherausgefunden, dass Menschen, die sich trauen, ihre schwachen und verletzlichen Seiten zu zeigen, ein glücklicheres und zufriedeneres Leben führen. Ihre wissenschaftlichen Interviews mit Hunderten Frauen und Männern dienten ursprünglich dem Ziel, mehr über zwischenmenschliche Beziehungen zu erfahren. Denn die Verbundenheit mit anderen gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen und gilt als Voraussetzung für ein glückliches Leben.

In ihren Studien beobachtete sie fasziniert, wie sich die Befragten in zwei große Gruppen einteilen ließen. Die einen besaßen ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl und fühlten sich auf positive Weise mit anderen Menschen verbunden. Die anderen hatten große Schwierigkeiten, sich auf andere Menschen einzulassen. Wer sich offen mit den eigenen Ängsten auseinandersetzt, berührt auch andere. Wer glaubt, keine Zuwendung und Nähe zu verdienen, hat auch Angst, Beziehungen einzugehen. Davon ist Brené Brown überzeugt.

Es zeugt von Mut, seine Verletzlichkeit zu zeigen

Menschen, die sich mit anderen verbunden fühlen, haben ein stabiles Selbstwertgefühl.

Was unterscheidet eigentlich diejenigen, die weniger von der Angst vor Beziehungen geplagt werden von anderen? Wodurch genau fühlen sie sich auf positive Art mit anderen verbunden?

Menschen, die sich mit anderen verbunden fühlen,

  • scheuen sich nicht, ehrlich zu sein und zuzugeben, dass sie alles andere als perfekt sind
  • empfinden Mitgefühl nicht nur für andere, sondern zunächst mit sich selbst
  • haben keine Angst, authentisch zu sein und verabschieden sich von Perfektion
  • haben den Mut, sich verletzlich zu zeigen, obwohl es ihnen schwerfällt.

Haben Sie Mut, um Hilfe zu bitten, wenn Sie nicht klarkommen!

Möglicherweise folgen Sie dem verbreiteten Idealbild, dass erfolgreiche Menschen niemals schwach sein dürfen. Oder Sie können nicht um Hilfe bitten, weil Sie glauben, dadurch Schwäche zu zeigen. Dann können Sie jetzt sofort damit beginnen, sich von diesen Vorstellungen zu verabschieden. Doch Vorsicht: Das ist hartes Stück Arbeit und erfordert Mut und Geduld.

Wenn Ihnen das schwer fällt, erinnern Sie sich bitte daran, dass Sie sich im Übungsmodus befinden. Wenn große Veränderungen allzu schwierig erscheinen, ist es besonders wichtig, mit kleinen Schritten zu beginnen. Also lassen Sie uns wieder lernen, um Hilfe zu bitten und Hilfe anzubieten. Sammeln Sie kleine Momente, die Sie mit anderen teilen.

Verletzlich zu leben, wird immer eine Herausforderung sein

Verletzlich zu leben, bedeutet keineswegs, sich unbedacht schwierigen Lebenssituationen auszusetzten. Es geht vielmehr darum, den Mut zu haben, sich dort zu zeigen, wo Sie mit Berechtigung hoffen können, ernstgenommen zu werden. Fangen Sie HEUTE an! Melden Sie sich bzw. fragen nach, wenn Sie mit einer Situation oder einer Aufgabe nicht zurechtkommen oder etwas nicht verstehen.

Wir wünschen Ihnen Gesprächspartner, bei denen Sie sich so fühlen dürfen, wie Sie sind. Das tut gut und bringt einander näher. Zudem macht es offen für neue Erfahrungen, andere Wege und unerwartete Sichtweisen.

Nutzen Sie die Chance, nicht immer stark sein zu müssen. Wir wünschen Ihnen eine ehrliche Krisenkompetenz, also die Fähigkeit, Ihre Verletzlichkeit ernst zu nehmen und auch zu zeigen.