Mut zur Informationsdiät
Wir leben in einer Welt, in der praktisch fast jede Information zur Verfügung steht. Werden Sie auch ständig von Ihrem Smartphone abgelenkt? Gehören Sie zu den Menschen, die Updates sofort checken? Haben Sie Sorge, dass wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert, wichtige Nachrichten an Ihnen vorbeirauschen, wenn Sie nicht stündlich online sind? Hinter dem Bestreben, immer up to date zu sein, steckt die Idee, dass wir auf der Höhe der Zeit bleiben wollen. Wenn wir mal etwas nicht mitbekommen, bilden wir uns ein, Entscheidendes zu verpassen. Doch so geht wertvolleres Wissen verloren, das man nicht schnell und im Häppchenformat servieren kann. Denn reines Faktenwissen bringt nicht weiter. Es lohnt sich eher, weniger Nachrichten zu konsumieren, nicht alles zu hinterfragen und mehr auf die eigenen Gefühle zu hören. Heute erMUTigen wir Sie zu ungestörtem Nachdenken.
Die Informationsflut ist etwas Neues in der Geschichte der Menschheit
Jahrhundertelang fand man alles, was für wichtig erachtet wurde, in – meist religiösen – Büchern. Die großen Wahrheiten und unverzichtbaren Erkenntnisse standen auf Pergament, Papier oder wurden sogar in Stein gemeißelt. Die Grundsätze der buddhistischen Lehre haben sich seit etwa 500 vor Christus nicht mehr verändert. Dasselbe gilt für viele christliche, jüdische und andere Quellen der Weisheit.
In unserer modernen Gesellschaft ticken die Uhren leider anders. Die Informationsflut ist so überwältigend, dass Menschen kaum in der Lage sind, bedeutungsvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Eine wohlhabende englische Familie besaß um das Jahr 1250 zwei bis drei Bücher: eine Bibel, ein Gebetbuch und vielleicht noch ein Buch mit Heiligenbiografien. Diese Bücher wurden hochgeschätzt und immer wieder gelesen. Ein Durchschnittsstudent liest heute etwa 800 Bücher ( https://de.statista.com/themen/257/lesen/#dossierKeyfigures).
Mut zur Informationsdiät
Können Sie sich noch an die Zeit erinnern, in der es noch keine Smartphones gab und der Zugang zu Informationen über das Internet noch nicht zur Verfügung stand? Zugegeben, das ist lange her. Dennoch laden wir Sie zu einem Experiment ein: Horten Sie für 3 Monate weniger Informationen und Nachrichten. Stattdessen lesen Sie Bücher mit jahrhundertealten Erkenntnissen, die Sie mehrmals lesen. Sie sind dann möglicherweise weniger auf dem Laufenden, erwerben aber ein wenig Weisheit. Jedenfalls mehr als an den Tagen, an denen Sie ständig aufs Display starren und darauf warten, dass irgendeine Nachricht eintrifft. Ein Versuch ist es wert, oder? Denn der Umgang mit Informationen will gelernt sein, sonst überwiegen die Nachteile:
- Produktivitätsverlust,
weil der Blick fürs Wesentliche verloren geht. - Informationslärm,
weil viele Informationen dazu führen, dass Sie automatisch von einer zur nächsten Neuigkeit springen. - Zeitverlust,
weil man häufig an unwichtigen Dingen hängen bleibt und die Zeit dahinrinnt. - Stress,
denn Informationsflut führt zu mehr Stress. Man hat Angst, etwas Wichtiges zu übersehen oder zu verpassen.
Wie bei allen Dingen ist auch hier das Zuviel problematisch, selbst wenn die Information an sich eine gute Sache ist. Ein Stück Schokolade schmeckt und fördert Glücksgefühle, die ganze Tafel macht übergewichtig. Ein Kaffee nach dem Essen ist anregend, ein paar Tassen machen eher nervös. Wir brauchen Informationen, um arbeiten zu können, doch brauchen wir nicht jede Information.
Wenn Sie in kleinen Schritten anfangen wollen, eine Informationsdiät zu planen, verzichten Sie doch einfach mal eine Woche aufs Fernsehen oder legen Sie einen E-Mail-freien Tag ein. Sie wissen bestimmt, mit welchen Ideen Sie anfangen können und was für Sie Sinn ergibt.
Probieren Sie es aus und genießen die neu gewonnene Zeit.
Ihre MUTmacher
Walter Stuber und Dirk Eckart