Selbstwertgefühl stärken: Erste Hilfe für das emotionale Immunsystem

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Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der Status und persönliche Erfolge einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Der damit verbundene Druck kann aus gesellschaftlichen Erwartungen ebenso herrühren wie aus eigenem Anspruchsdenken, stets Höchstleistungen vollbringen zu müssen. Eine kränkende Bemerkung. Die Gehaltserhöhung wurde nicht bewilligt. Unsere Bedürfnisse werden nicht gesehen. Diese Situationen können das Selbstwertgefühl belasten. Wenn „Selbstwertunfälle“ passieren, brauchen wir möglichst schnell wirksame Strategien, die Ihr „emotionales Immunsystem“ stärken. In diesem Blog stellen wir Ihnen vier wirksame Tools vor, mit denen Sie Selbstzweifel über Bord werfen und positive Gefühle ins Boot holen.

Bringen Sie die kritischen Stimmen im Kopf zum Schweigen.

Haben Sie schon beobachtet, wie überstrenge Eltern oder empathielose Lehrer ein Kind wegen schlechter Leistungen beschimpft, unangemessen heruntermacht, gedemütigt oder einschüchtert haben? Und kennen Sie das Mitgefühl mit dem eingeschüchterten Kind? Dann wissen Sie ungefähr, was in einem erwachsenen „Versager“ vor sich geht. Nur, dass dieser sich selbst heruntermacht und sich gnadenlos seine eigenen Schwächen und Defizite vorhält. 

Derselbe empathische Impuls, den wir einem hilflosen Kind gegenüber spüren, wirkt in eigener Sache leider nicht. Diese innere Stimme, die uns als Versager, Depp, Loser beschimpft, sollte zum Schweigen gebracht werden. Das ist möglich, indem Sie mit sich in einer „Versagenssituation“, in der Sie sich elend und beschämt fühlen, sofort Nachsicht üben. 

Seien Sie empathisch in eigener Sache! 

Der Psychotherapeut Guy Winch (www.guywinch.com) schlägt für die Bewältigung dieser Situationen eine Schreibübung vor: 

  1. Erinnern Sie sich bitte an eine Episode, in der Sie sich kritisiert, zurückgewiesen oder ausgegrenzt gefühlt haben. Beschreiben Sie genau, was in diesem Moment vor sich ging, wie es dazu kam und warum Sie sich so gefühlt haben.
  2. Jetzt stellen Sie sich vor, dieselbe Szene wäre einem guten Freund passiert.
  3. Im dritten Schritt möchten Sie Ihren Freund trösten, aufrichten, ihm sagen, dass er weder Schuld an der Situation habe, noch sich schlecht fühlen müsse. Sie wollen ihm aufzeigen, dass er ein Recht auf Nachsicht und Verständnis hat. 
  4. Jetzt kehren Sie zu sich selbst zurück: Betrachten Sie das verletzende Ereignis mit der Haltung, die Sie einem anderen Menschen gegenüber entgegengebracht haben. Mit anderen Worten: Lernen Sie, Nachsicht mit sich selbst zu üben! Seien Sie empathisch in eigener Sache! 

Vergegenwärtigen Sie sich Ihre Stärken

Gegen Selbstwertprobleme hilft, sich auf seine Stärken und Erfolge zu besinnen. Das ist nicht zu verwechseln mit unspezifischen „Selbstaffirmationen“, die häufig in populären Ratgebern als Heilmittel angeboten werden. Selbstaffirmationen sind nur sinnvoll, wenn sie auf tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten und Eigenschaften aufbauen und handlungsorientiert sind. Auch hier hilft eine Schreibübung. Schreiben Sie mindestens einmal pro Woche auf, wo Ihre Stärken liegen, was Sie gut hinbekommen haben, was Sie liebenswert macht. Mindestens zehn Ideen sollten Ihnen einfallen. In dieser Übung geht es darum, sich immer wieder der eigenen Ressourcen bewusst zu werden.

Lernen Sie, Komplimente anzunehmen

Ein geringes Selbstwertgefühl macht es fast unmöglich, Komplimente oder positives Feedback anzunehmen. Wenn Sie lernen, Komplimente anzunehmen, zeugt das von einer Wertschätzung für Ihr Gegenüber und ist zugleich ein ordentlicher Push für Ihr Selbstwertgefühl. Wie schaffen Sie es zukünftig, Komplimente und positives Lob anzunehmen? 

  • Betrachten Sie jedes Kompliment als Geschenk.
  • Lassen Sie andere Perspektiven zu.
  • Verstehen Sie das Annehmen eines Kompliments selbst als Kompliment.
  • Erkennen Sie in jedem Kompliment den eigenen Wert.

Komplimente annehmen, können Sie nur dann, wenn Sie davon überzeugt sind, dass Sie positive Eigenschaften und Stärken besitzen. Doch die haben Sie ja bereits im vorherigen Schritt aufgeschrieben.

Vergrößern Sie Ihr Empowerment

Empowerment bedeutet, sich selbst als kompetent zu erleben: Ich kann das! Ich kann etwas bewirken! Ich bin einer Situation nicht hilflos ausgeliefert! Lassen Sie Situationen vor Ihrem geistigen Auge Revue passieren, in denen Sie sich selbst behaupten wollen. Suchen Sie sich eine Situation heraus, die häufiger vorkommt, und bereiten sich sorgfältig darauf vor, wie Sie in Zukunft auftreten wollen. Legen Sie sich Worte und Sätze zurecht und erinnern Sie sich immer wieder daran, dass Sie Anspruch auf faire und respektvolle Behandlung haben. Planen Sie diese Auseinandersetzung gut, definieren Sie eine Grenze, hinter die Sie nicht zurückgehen werden. Das kann eine Arbeitsteilung in der Familie betreffen, eine Gehaltserhöhung oder das Recht auf guten Service. Mit anderen Worten: Beim nächsten Mal sind Sie gut vorbereitet und tappen nicht in die Selbstwertfalle. 

Tipp:

Sobald Sie diesen Artikel schließen – kommen Sie bitte ins TUN! Es gibt zu viele Menschen, die nach Übungen suchen, tausend Tipps lesen, ohne je einen davon umzusetzen. Machen Sie es besser!

Ihre MUT-Macher

Walter Stuber und Dirk Eckart